Geschichte der Kunstwerke
Sie schmückten zwei Säle, die 1956 rechtwinklig zueinander erbaut worden waren. Jedes der beiden nahm eine ganze Längswand ein. Gewaltig waren sie allein durch ihre Dimensionen von 27 und 25 Metern Länge und vier respektive drei Metern Höhe. Vergleichbare Formate gab es in der Schweiz wohl kaum sonst irgendwo, außer in Kirchen. Diese Riesenbilder beherbergte aber eine ganz profane Kantine, und zwar das ehemalige Wohlfahrtshaus der Gebrüder Sulzer AG in Oberwinterthur, ein Gebäude, das zwischenzeitlich abgerissen wurde. Hunderte von Menschen haben die dekorativen Gemälde täglich gesehen, Zehntausende waren es im Laufe der Jahrzehnte, seit ihrer Installation im Jahre 1962. Es war ohne Zweifel das Verdienst des Architekten Edwin Bosshardt, dass er die Firma überzeugen konnte, einen reinen Zweckbau ästhetisch so aufwerten zu lassen, wie es einem Gebäude des öffentlichen Raums wohl angestanden wäre. Er war es auch, der Robert Wehrlin diesen Auftritt verschaffte. Wehrlin war dafür prädestiniert, in der Region damals wohl der Einzige, der dieser Aufgabe gewachsen war, der vor 200 Quadratmetern leerer Wand nicht erschrak. Seine gestaltende Fantasie bedurfte großer Projektionsflächen. Er disponierte mit ausladenden Gesten, aus dem Arm, aus dem Körper heraus, und interessierte sich seinem Naturell gemäß für «Kunst am Bau». Er schuf Sgraffiti für verschiedene Standorte. Mit der ihm eigenen spirituellen Leidenschaft nahm er sich in reiferen Jahren kirchlicher Glasmalerei an. Von ihm stammen mehrere eindrucksvolle Glasfensterzyklen. Auch mit großformatigen Tapisserien ist er an manchen Orten präsent. Im letzten, überaus fruchtbaren Schaffensjahrzehnt verwirklichte der mit 61 Jahren zu früh verstorbene Robert Wehrlin auch die Wandbilder der Sulzer-Kantine, dem Wohlfahrtshaus. «Die beiden Wandbilder werden zu reden geben. Ihre freie und persönliche Sprache wird mit der Zeit verständlicher werden. Ihre künstlerische Potenz wird sich je länger je mehr entfalten können.» Dies prognostizierte Heinrich Bruppacher (1930-2010), der jüngere Künstlerkollege, den der Meister, zusammen mit Camillo Jelmini, zur Realisierung der Riesenformate beigezogen hatte. Niemand ahnte damals, dass die Bildwerke im Wohlfahrtshaus so schnell ausgedient haben würden. - Deren Sicherstellung wie Rettung für die Nachwelt erfolgte durch einige Freunde des Künstlers und dessen Sohn Jacques Wehrlin. Die eigentliche Rettungsaktion gelang ohne weiteres, weil die Bilder auf Tafeln gemalt und vor die tragenden Wände nur aufgehängt worden waren. –
Gestapelt in einem Lagerraum warten sie nun darauf, das Licht der Welt ein zweites Mal zu erblicken, entweder in ganzer Breite oder auch aufgeteilt in kleinere Portionen, so dass auch dieses „Märchen“ glücklich enden kann.
Ihrer Ausmaße wegen dürfte eine neue Platzierung nicht leicht sein. Unbestritten ist jedoch ihr kultureller Wert. Für Dieter Schwarz, Direktor des Kunstmuseums Winterthur, repräsentieren sie in der Region auf überzeugende Weise den Reflex der Ecole de Paris, einer Hauptströmung der modernen Malerei um die Mitte des letzten Jahrhunderts. Wehrlin war als junger Mann von Ernst Ludwig Kirchner persönlich ermutigt worden, ein Jus-Studium abzubrechen. Er zog nach Paris und verkehrte dort unter Malern, die traditionelle Bildthemen in expressiver Manier umsetzten. Zu seinen Freunden zählten Max Gubler und Willy Guggenheim, der sich übrigens als Pseudonym eine Variante des (französisch artikuliert) klangvollen Namens Wehrlin zulegte, nämlich Varlin. Das Aufbrechen des harmlos Harmonischen und Gefälligen war das künstlerische Ziel. Auch Wehrlin`s Malerei zeichnet sich durch eine ungestüme Pinselschrift aus. Seine Wahrnehmung deformiert das Gesehene zur Aussage, zum existenziellen Bekenntnis. In späteren Jahren erkundete er darum auch intensiv, ja inbrünstig die Ausdruckskräfte abstrakter Formgebung, wie sie von Bram van Velde, Bazaine, Bissiere, Manessier und anderen erprobt worden waren. Im Bereich der Glasmalerei förderte Abstraktion die Verinnerlichung und Vergeistigung. - Daneben behielten gegenständlich-figürliche Formen ihr Recht, allerdings verkürzt auf Zeichen und Symbole.
Unterschiedliche Formen: Das Aushalten dieser Spannung und sogar das bewusste Inszenieren der Gegensätze ist typisch für Robert Wehrlin`s späteres Schaffen. Das ist beispielhaft auch an der unterschiedlichen Formgebung der beiden Wandbilder abzulesen. Das größere Bild illustriert noch in gewissem Masse das Thema «Arbeit und Freizeit» (von links nach rechts), während das kleinere Bild den Wechsel von «Ruhe und Bewegung» rein rhythmisch durchspielt. Beide Werke veranschaulichen aber, wie sehr den Künstler Wehrlin der Prozess der Gestaltung interessierte, das Entwerfen und das Vernetzen im Zusammenhang, nicht zuletzt auch die technischen Neuerungen, und wie umfassend sein rastlos suchender Geist und sein künstlerisches Temperament sich in diesem Bild-Marathon verwirklichen konnten. (Quellenangabe: Dr. GERHARD PINIEL April 2007)
ZWISCHEN PARIS UND WINTERTHUR. - Robert Wehrlin wird am 8. März 1903 in Winterthur geboren. Der Entschluss, Maler zu werden, führt ihn 1924 nach Paris. 1932 wird er Mitglied der Künstlergruppe Winterthur. 1934 stellt er zum ersten Mal hier aus. 1938 zieht er von Paris ins nahe gelegene Antony. Ab 1946 hat er ein zweites Atelier in Winterthur. Er bekommt hier zahlreiche Aufträge und ist mit Ausstellungen präsent. Er stirbt am 29. Februar 1964 in Winterthur. (Quellenangabe: “ LANDBOTE „ Winterthur 3. Mai 2007)
Siehe auch: www.wehrlin.info
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